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Montag, 27. Oktober 2014

Wie das mit der Wohnungssuche läuft oder "bei uns in der Schweiz sagt man GRÜEZI!"

"Die Menschen sind einfach gestrickt und durch Vorurteile verunsichert"

"Daumen runter für die Vorurteile und Daumen hoch, dass ihr die Wohnung kriegt...Sachen gibt's....die gibt's gar nicht!"
"Oje, ich wette du musstest Maxe festhalten - er liebt ja Vorurteile (Scherz!)..."
"Wenn Sie Euch kennen lernt, dann wird Sie Euch mögen und Euch die Wohnung geben. P.S.: leider sind wir ja alle von Vorurteilen gefangen und befangen"
"Bitte versucht das Ganze nisch auf Euch zu beziehen...uns Deutschen hängt 'ne miese Geschichte nach und manche Köppe sind einfach nur stur"
"Kopf hoch!"

Das alles sind ganz liebe Reaktionen unserer Familie auf ein Erlebnis unserer Wohnungssuche. Wir stecken gerade mittendrin. Ein Ende ist in Sicht, aber noch nicht da. Das ist schwer auszuhalten und man möchte verzweifeln. Heute bin ich emotional damit überfordert. Es folgt therapeutisches Schreiben:

Auslöser unserer Kündigung war eine Wohnungsannonce in Brugg: 3 Zimmer, Terrasse und Beete im gepflegten VORgarten. Wir waren unter den ersten Besichtigern, weil Maxe lautstark "hier!" schrie.  Das Haus mit 6 Parteien ein typischer 40' oder 50'er Jahre Bau. Die Wohnung nett. Der erste Eindruck beklemmend, weil irgendwie komprimiert. Nett auch die Beschreibung der Hauswarte. Keine Schuhe im Flur stehen lassen und laut Plan nur einmal in der Woche waschen...auch irgendwie komprimiert.
Nun sind gerade ganz liebe Freunde in das Quartier gezogen, welches ein sympathischen, kinderfreundlichen Eindruck gemacht hat. Also nahmen wir den Wettstreit um die Wohnung auf. Unser "Dossier"hatte so rischtisch geil ein ausführliches Motivationschreiben, 'ne 35CHF teure A4-Seite, schwarz-weiss, auf Recyclingpapier (Betreibungsauskunft), Gehaltsnachweis, Kopie der Pässe und wie wir finden einem wunderschönen Familienbildchen als Deckblatt. Alles innerhalb eines halben Tages zusammengestellt!. Nach einer Woche aufgeregtem Warten, dann die telefonische Absage. Bei ca. 70 Nachfragen innerhalb von 3 Tagen nach Erscheinen der Anzeige, haben wir versucht das nicht persönlich zu nehmen.

Ganz motiviert und sehr spontan haben wir uns noch 2 Wohnungen in Wettingen angeschaut. Eine Altbauwohnung und eine auf 'nem Bauerhof. Aber Wohnen in einer Privatstrasse á la "nur WIR und nicht IHR" und ganz oben ohne Balkon oder aber mit einer Wendeltreppe und einem Kabuff als Bad waren nichts für uns. Erste Frustration hat sich breit gemacht.

Zumindest wissen wir JETZT was wir nicht wollen.

Zur Untermauerung der eigenen Ansprüche haben wir eine Prioritätenliste erstellt: 
3 Zimmer,
'ne Badewanne, 
essen in der Küche wäre genial (das ist übrigens das 0,5te Zimmer in den Anzeigen), 
mindestens ein Balkon und wenn man träumen darf, dann eine Gartennutzung.

Wir also die Suchmaschinen angeworfen und uns zwischen Arbeit, Haushalt, Kinderversorgung und ganz normalen Alltag eine Wohnungsanzeige nach der anderen geappwhat's-st. Und Tada!!! Wir sind sogar fündig geworden. Ein sympathisches Haus, Garten und Wohnung. Leider das Ganze nur auf 44 m². Wir hätten die Wohnung laut Vermieter bekommen. Doch nach einer Nacht still nebeneinander wach liegen und drüber grübeln ob "ja oder nein?" haben wir beschlossen, dass uns 44 m² bei allem Lessness  von jetzt auf gleich dann doch zu minimalistisch sind.

Die nächste Besichtigung war ein Reinfall, weil es den Strassennamen sowohl in Brugg als auch in Birr gibt. Schon bei meiner Ankunft in Birr hat mich die Gegend abgeschreckt. Briiiirr! Ausser Industrie und Plattenbau nichts. Einfach nur grottig!!

Letzte Woche habe ich eine Anzeige bei wg-zimmer.ch gefunden:

"In einem munteren Haus wird eine Wohnung mit 4 Zimmern frei. Der Mietzins beträgt 1480 CHF und es muss keine Kaution hinterlegt werden. Zum Haus gehört noch ein Garten sowie ein Stellplatz für eventuelle PKW`s. Momentan wohnen 2 Parteien in dem Haus von 25 - 36 Jahren, welche eine unkomplizierte, offene, lustige Wohnsituation pflegen. Für eine Besichtigung einfach kurz per SMS oder E-Mail melden"
Lustig fand ich:
"Wir suchen -> nach Nachmietern für die aktuellen Mieter."
"Wir sind -> diejenigen, welche Nachmieter für die aktuellen Mieter suchen."

Schnell kam es zur Besichtigung. Und Yeahhaaaah! Tatatataaaa. Trommelwirbel. Schon da, hatte ich ein gutes Gefühl. Wir haben unser neues ZUHAUSE mit Garten gefunden!

Schon beim Besichtigen war zwischen Maxe und mir unausgesprochen klar, dass wir dort einziehen möchten. Auf die Frage nach dem Haken an der Sache gab es nur grosse Augen und Fragezeichen. Wir also mega aufgeregt nach Hause. Und dann ging das Warten auf den Anruf unserer des Vermieters los. Warten. Warten. Nochmals Warten und Grübeln. Nochmehr Warten. Zwischendurch mal bei den unkomplizierten Parteien aus dem Haus nachfragen...aber die wussten auch nix.

Gestern hat sich die Vermieterin dann gemeldet und da war er: DER Haken!

Am Telefon hatte ich eine recht aufgeregte, ältere Dame, welche in einwandfreien aargauischen schwiizerdütsch ununterbrochen und ohne Pause eine Frage nach der anderen stellte: Wie alt? Seid wann in der Schweiz? Deutsch? Wirklich deutsch? Was studiert? Und jetzt was arbeitend? Wie lange schon in dem Haus? Seit wann bei welchem AG? Jetziger Mietziens? Kinder? Ja naja eigentlich nicht. ABER:

"Verstehen Sie mich nicht falsch...!"
Und dann sprach Sie von so "Deutschen" aus'm Osten, die sich in ihrer Wohnung total daneben benommen haben und sie jetzt Angst davor hat nochmal 'nen Versicherungsfall von 45' 000 CHF zu bekommen. Die Ganze Wohnung musste wegen DENEN neu renoviert werden. Deshalb wird sie sicherlich mit unserem derzeitigen Vermieter reden und JA!!! kennenlernen werden wir uns, allerdings bei UNS@derzeitigem Home, damit sie sich anschauen kann, WIE wir so hausen. Sicher ist sicher!

Dieser Inhalt wurde während unseres 18-minütigen Telefonates mehrmals wiederholt, unterstrichen und betont!  Dazu: Bei uns in der Schweiz sagt man GRÜEZI (damit wollte sie mir das Miteinander im Haus schmackhaft machen). Ah ja!

Naja und das erzählt se halt 'nem völlig fremden Berliner Mädel aus'm Osten am Telefon.
Kein Wunder, dass ich heute emotional ein wenig platt bin, oddar?

"Na dann räum mal schön die Bude auf.Vegesst nicht die Klamotten zu bügeln und die Spitzentischdecken aufzulegen!"

Grüezi!

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